Innovationen für die Arbeitswelt
Smart Office-Lösungen für die digitale Zukunft
In zukunftsorientierten Arbeitswelten werden schon heute Prinzipien von New Work wie Autonomie, Flexibilität und Kollaboration umgesetzt und neueste technologische Lösungen genutzt. Wir zeigen innovative Raumkonzepte von Graft Architects sowie der Büros für Innenarchitektur INpuls und roomarts, die diesen Ansatz realisieren.
Das 2023 vom Architekturbüro Graft bezogene Graftlab in Berlin ist als Labor für kreatives Arbeiten konzipiert, mit einem effizienten Blockheizkraftwerk, das Biogas als Energiequelle verwendet. Eine lebendige Nutzungsmischung, individuelle Grundrissgestaltung und variable Raumangebote zeichnen das Gebäude aus. „In der heutigen Arbeitswelt hat das physische Büro eine neue Funktion eingenommen: Es ist nicht nur ein Arbeitsplatz, sondern auch Motivator und Identitätsstifter für die Mitarbeitenden“, sagt der Architekt Lars Krückeberg, Gründungspartner von Graft. Damit bilde es einen Kontrapunkt zur flexiblen, aber flüchtigen Arbeitsweise von Online-Meetings und Homeoffice. „Die Balance zwischen physischer Präsenz und digitaler Flexibilität ist entscheidend, um die Vorteile beider Welten zu nutzen“, erklärt Lars Krückeberg.
Hybrides Arbeiten und abwechslungsreiche Nutzung
Das Graftlab soll ein Prototyp für diese neue Art von Bürogebäuden sein. Durch transparente Gestaltung und offene Räume wird die interne Kommunikation gefördert und die Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitenden erleichtert. In diesem Kontext stelle sich die Frage: „Arbeiten wir lieber fokussiert und einzeln oder in der Gruppe im kontinuierlichen Austausch?“ Die Möglichkeit zwischen beidem wählen zu können, mache einen guten Arbeitsplatz aus, so Krückeberg.
Die verschiedenen Büroebenen im Graftlab sind so konzipiert, dass sie ein durchgängiges Raumkontinuum bilden, abwechslungsreich und je nach Bedarf unterbrochen von kleinen Kabinen für Meetings, Sitzecken sowie Teeküchen und Besprechungsinseln. Die große Freitreppe im Eingangsbereich dient als Auditorium für Vorträge von internen wie externen Partnern. Das gesamte Erdgeschoss ist eine Gemeinschaftsfläche, die sich immer wieder neu erfindet – etwa als Pop-up-Restaurant, Ausstellungsfläche oder Event Space. Community-Building, die das Haus mit dem Viertel verbindet, sportliche Aktivitäten, Besprechungen und gemeinsames Feiern gehen ineinander über. So entsteht eine Atmosphäre, in der Zusammenarbeit und Kreativität gedeihen können.
Smarte Büros für die digitale Zukunft
Heutige Büroräume sollten ohne große Umbauten auf künftige, veränderte Nutzungen angepasst werden können. In diesem Sinne hat das Architekturbüro roomarts die Innenräume des Münchner Headquarters von Hitzler Ingenieure neugestaltet. Ziel war die Schaffung einer flexiblen, produktiven Umgebung mit ergonomischen Arbeitsplätzen, in der sich moderne Technologien gut nutzen lassen.
Die fortschreitende Digitalisierung werde dazu führen, dass der Arbeitsalltag in Zukunft noch flexibler und vernetzter ablaufen wird, sagt Holger Odorfer von roomarts, Ingenieurbüro für Architektur und Innenarchitektur. „Büros werden sich von traditionellen Arbeitsplätzen hin zu dynamischen, multifunktionalen Umgebungen entwickeln, die den Anforderungen an eine agile Arbeitswelt gerecht werden.“ Smart Office-Lösungen wie IoT-basierte Geräte und vernetzte Arbeitsplätze, so Odorfer, gestalten den Büroalltag dann noch effizienter. „Zudem werden intelligente Licht- und Klimasteuerungssysteme, die sich automatisch an die Bedürfnisse des Teams anpassen, eine komfortable Arbeitsumgebung schaffen, die Produktivität und Wohlbefinden steigern.“ Dazu gehöre eine modulare und anpassungsfähige Einrichtung. „Flexible Möbelkonzepte, die sich schnell umgestalten lassen, unterstützen die verschiedenen Arbeitsstile – sei es kollaboratives Arbeiten in offenen Zonen oder konzentriertes Arbeiten in Rückzugsbereichen.“
Künstliche Intelligenz im Interior Design
Wie in vielen Branchen gewinnt KI auch bei der Gestaltung von Innenräumen an Bedeutung. „Wir betrachten Künstliche Intelligenz als wertvolles Werkzeug, das unsere Arbeit bereichert und uns bei der Darstellung unserer Ideen unterstützt,“ erklärt Réka Visnyei, Inhaberin von INpuls. „Wir nutzen sie, um Moodbilder für Präsentationen zu erstellen, als Hilfe beim Verfassen von Texten und gelegentlich beim Brainstorming.“ Trotz der beeindruckenden Fähigkeiten stoße KI jedoch an Grenzen, „insbesondere, wenn es um das Verständnis emotionaler und kultureller Nuancen geht, die für authentische Innenarchitektur unerlässlich sind.“
Obwohl KI das Arbeitsumfeld revolutionieren könnte, so Visnyei, bleibe der menschliche Faktor unverzichtbar. „Wir sehen die Zukunft der Innenarchitektur in einer Symbiose aus Technologie und menschlicher Kreativität, bei der KI uns hilft, das Beste aus beiden Welten zu vereinen.“ In ihrem Projekt für das Landratsamt Freising, ging es darum, ein inklusives Raumkonzept zu entwickeln. Basis des Konzepts ist eine menschzentrierte Gestaltung mit organischen Formen, die sich an den Farben verschiedener Hauttöne orientiert, um Nähe und Wertschätzung für alle Bürger*innen auszudrücken. Von dieser kreativen Aufgabenstellung war die KI (noch) überfordert, wie eine Gegenüberstellung der Entwürfe von Architekt*innen und Künstlicher Intelligenz zeigt.
Welche neuen Technologien schon heute Anwendung finden und wie Arbeitswelten in Zukunft gestaltet sein könnten, zeigen die Focus Areas #InspiredAugmentedOffice und #OfficeXperience der internationalen Leitmesse Orgatec, die vom 22. bis 25. Oktober 2024 in Köln stattfindet.
Heike Edelmann