Büroeinrichtungen im Kreislauf

Nachhaltige Gestaltung und Ressourcenschonung im Fokus

Zirkularitaet.001
Zirkularitaet.002
Zirkularitaet.003
Zirkularitaet.004
Zirkularitaet.005
Zirkularitaet.006
Zirkularitaet.007
Zirkularitaet.008
Zirkularitaet.009
Zirkularitaet.010
Zirkularitaet.011

Vorausschauendes Planen und Gestalten sowie der sorgsame Umgang mit vorhandenen Ressourcen sind wesentliche Aspekte der Kreislaufwirtschaft, ebenso wie die Nutzung von Materialien aus nachwachsenden und unbehandelten Rohstoffen. Zirkuläre Bürokonzepte setzen diese Prinzipien schon heute um – und sind ein gutes Vorbild. Wir sprachen mit der Architektin Tina Kammer sowie der Lichtplanerin Sabine De Schutter und stellen die Arbeitsweise von Lepel & Lepel vor.

„Die Zeiten ändern sich. Aber was währt schon ewig?“, fragt Tina Kammer, Architektin bei InteriorPark, die sich seit über 15 Jahren intensiv mit dem Thema Zirkularität beschäftigt. „Sicher ist: die Entwicklung von traditionellen Büroumgebungen hin zu flexiblen, technologiegestützten und auf das Wohlbefinden der Mitarbeitenden ausgerichteten Arbeitsplätzen folgt einem steten Wandel. So münden agile, smarte, remote oder hybride Arbeitsweisen in Open Space, Hot Desking oder Activity Based-Konzepte mit direktem Einfluss auf die Gestaltung der Räume.“

Darüber hinaus gehe es nicht mehr nur um funktional gut gestaltete Räume, sondern um die gezielte Auswahl von Ausstattung und Einrichtung. „Architektur und Design müssen sich heute auch daran messen lassen, welche Auswirkungen sie auf Natur und Menschen haben“, sagt Tina Kammer. Die Nutzungsdauer im Innenausbau sei im Vergleich zur Hochbauarchitektur mit durchschnittlich zehn bis fünfzehn Jahren relativ gering. Doch unabhängig davon, ob die Büroumgebung kurz- oder langlebig geplant wird, sollten die Prinzipien der Zirkularität bereits in der Entwurfsphase berücksichtigt werden.

Zirkuläres Wirtschaften als Zukunftsmodell
Die Transformation zur Kreislaufwirtschaft bedingt die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus: von der Planung über die Herstellung bis zur Nutzung, und auch was am Ende des Zyklus mit Produkten und Materialien passiert, gibt die Architektin zu bedenken. „Ziel muss sein, alle Bestandteile nach der Nutzungsphase ohne Qualitätsverlust in den Materialkreislauf rückzuführen.“

Immer mehr Hersteller bieten in ihrer Produktpalette durch den Einsatz trennbarer Materialien sowie reversibler Konstruktionen kreislauffähige Lösungen an, so Kammer. „Ein Nebeneffekt dabei ist, dass Materialien aus nachwachsenden und unbehandelten Rohstoffen emissionsarm sind und positiven Einfluss auf die Qualität der Innenraumluft haben.“ Zirkuläres Wirtschaften gelte mittlerweile als anerkanntes Zukunftsmodell. Es etablieren sich neue Geschäftsmodelle wie „Product as a Service“, die die Rückführung beschädigter oder nicht mehr genutzter Produkte in den Materialkreislauf ermöglichen, ergänzt Tina Kammer. „Lösungen liegen auf dem Tisch. Es geht darum, diese zu nutzen. Die Zeit ist reif für das zirkuläre Büro!“

Bürobeleuchtung, zirkulär geplant
Auch aus Sicht von Sabine De Schutter, die ihr eigenes Studio für Lichtplanung in Berlin und Antwerpen leitet, ist Umdenken im Planungs- und Gestaltungsprozess nötig. „Der Fokus liegt auf der Wiederverwendung bestehender Materialien und Leuchten. Statt stets neue Ressourcen zu nutzen, sollten Elemente von früheren Standorten oder Projekten übernommen und bei Bedarf aufgewertet werden.“ Dies schone nicht nur Ressourcen, sondern verleihe den Objekten eine Geschichte. Zirkularität biete zudem den Vorteil kürzerer Lieferwege. So verwendete Studio De Schutter Lighting etwa gebrauchte Leuchten des Robert-Koch-Instituts für ein Start-up in einem Altbau in Berlin-Kreuzberg.

„Planer sollten die Demontage von vornherein mitdenken und Objekte so konzipieren, dass sie leicht auseinandergebaut, repariert und an neue Anforderungen angepasst werden können“, sagt Sabine De Schutter. Dies verlängere die Lebensdauer der Produkte und erleichtere zukünftige Umgestaltungen oder Reparaturen. „Besonders bei Beleuchtung kann die Integration energieeffizienter Technologien, wie die Umrüstung auf LED, Sensoren oder Lichtszenen zusätzlich zur Nachhaltigkeit beitragen.“

Materialien und Elemente mit Geschichte
Als Gestaltende gehe es ihr und ihrem Team um Ästhetik und Atmosphäre. „Ergebnisse sollten aber nicht nur gut aussehen und funktionieren, sondern auch etwas zur Gesellschaft beitragen.“ Mit vorhandenen Elementen können individuelle Lösungen entwickelt werden, die überzeugen, erklärt die Lichtplanerin. „Wir wollen zeigen, dass zirkuläre Projekte genauso hochwertig und maßgeschneidert sein können wie andere. Der Unterschied ist nur, dass sie Materialien mit einer Vergangenheit enthalten.“

Natürlich gebe es Herausforderungen, wie die Sicherstellung von Garantien und Zertifizierungen bei der Wiederverwendung. „Dennoch bieten zirkuläre Bauprojekte wertvolle Beispiele dafür, wie die Bauindustrie nachhaltiger werden kann. Durch die enge Zusammenarbeit mit Installateuren und Auftraggebern, die offen für diese neue Herangehensweise sind, schaffen wir nachhaltige, innovative und zirkuläre Bürobeleuchtungen, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll sind.“

Im Rahmen der DGNB-Initiative „Phase Nachhaltigkeit“ verfolgt das Team von Lepel & Lepel das Ziel, zukunftsfähige, flexible und ressourcenschonende Raumlösungen zu schaffen, die Prinzipien des zirkulären Bauens umsetzen und zur Erhaltung des Bestands beitragen. Cradle-to-Cradle-zertifizierte Produkte und Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen reduzieren die Lebenszykluskosten der Installation und fördern das Wohlbefinden. Nach Möglichkeit werden vorhandene Möbel und Werkstoffe in den Projekten wiederverwendet.

Zirkuläre Lösungen in der Innenarchitektur tragen zum Erreichen der Klimaneutralität bei und schonen die Gesundheit. Die Focus Area #TheCircularHouse in Halle 4.2 der Orgatec 2024 bietet Besucherinnen und Besuchern vom 22. – 25. Oktober sowohl einen ersten Überblick als auch vertiefende Einblicke in die Thematik der Kreislaufwirtschaft.

Heike Edelmann